Review Staffel 2 Folge 10 – Prestonpans #Outlander

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Wenn ich diese Reviews schreibe, sehe ich mir die Folge mindestens zweimal an, wenn nicht sogar öfter. Bei einigen Folgen war das eine Freude, bei anderen, na ja, nicht so sehr. Diese Folge ist sehr schön geschrieben, gefilmt und gespielt, aber es war so viel schwieriger sie das zweite und das dritte Mal anzusehen.

Eine Zeile hat mich emotional tief getroffen. Bevor sie losziehen um zu kämpfen ist Murtagh offensichtlich verärgert und Jamie  fragt ihn, was los ist. Murtaghs Sorge ist der Verlust des Individuums als Folge des Krieges.

In einem Kampf hat jeder Mann eine bestimme Aufgabe. Man redet sich selbst ein, dass Sieg oder Niederlage von den eigenen Aktionen abhängen. Und wenn man gezwungen ist, einen Mann zu verletzen oder ihn gar zu töten, kann es sein, dass du ihm dabei in die Augen geschaut hast. Und wenn du an der Reihe bist, stirbst du mit dem Gedanken, dass die Erinnerung an dich in deinem Clan weiterlebt. Dein Tod wird eine Bedeutung haben. Aber das hier ist anders. Wir sind Teil einer 2.000 Mann starken Armee. Mein Tod oder dein Tod allein wären bedeutungslos. 500, Tausend müssen getötet werden bevor das Sterben eine Bedeutung bekommt.

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Diese Folge hebt die Bedeutung des Individuums hervor – bei der Entscheidungsfindung, in der Freundschaft, in der Schlacht und sogar im Tod. Aus dem Streit darüber, ob sie weitermachen sollen, und der Trauer von Ross und Rupert über den Verlust ihrer Freunde, sehen wir den Unterschied, dass eine Person das Leben vieler verändern kann. Ja, in dieser Staffel kämpfen Jamie und Claire um das, wovon sie glauben, dass es das Beste für viele von ihnen ist. Aber der Erfolg, oder das Fehlen desselben, ihrer Bemühungen beeinflusst eben auch einzelne Individuen.

Dougal ist einer von denen, auf den sich die Folge konzentriert. Er hat für eine sehr lange Zeit hinter dieser Sache gestanden und hat eine Menge in ihren Erfolg investiert. Es ist offensichtlich, dass er nicht sehr glücklich ist. Er ist der Außenseiter und Jamie ist im Zentrum des Geschehens.  Sobald sich eine Chance ergibt, seinen Mut unter Beweis zu stellen,  macht er sich auf den Weg bis in die Mitte des Moores. Er beweist seinen Heldenmut, in dem er so weit reitet, dass er fast erschossen wird, nur um die Reichweite der britischen Musketen auszutesten. Von diesem waghalsigen Ausflug kehrt er unbeschadet zurück und nimmt die Glückwünsche seines Prinzen entgegen. Aber Jahre der britischen Überfälle und das Leben unter ihren harten Regeln haben ihn soweit gebracht, dass er die Briten hasst. Schließlich hat er seine Rache – als der Engel des Todes, um keinen Briten lebend zurückzulassen. Nicht einmal Lt. Foster.

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Diese Blutrünstigkeit graust dem Mann, den er so sehr beeindrucken will, Prinz Charles. Der Prinz hört seine Berater darüber streiten ob sie angreifen sollen oder nicht. Er stimmt Jamies weisem Rat zu und versucht zu erklären, dass er, wie sein Vater, auch die Briten als Untertanen sieht. Er gibt sogar zu, nicht der beliebteste Sohn zu sein.  Aber ob man nun denkt, dass er ein Geck oder ein aufgeblasener Spieler ist, er sorgt sich um einzelne Individuen und nicht nur die Armee um ihn herum.
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Ross und Kincaids Freundschaft, mit ihrem „was mein ist, ist dein“- Pakt, ist ein wunderbarer Weg, um die Auswirkungen auf die Einzelnen zu zeigen. Sie könnten einfach nur Kätner von Lallybroch sein  aber sie sind hier und wissen, dass es  ihre Pflicht ist. Sie haben Angst sind aber bereit. Und Kincaid weiß, dass seine Frau, die „Teufelin“ und ihre sechs Kinder, versorgt sein werden. Kleine Momente in einer Episode mit einer großen, erschreckenden Schlacht.

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Ross und Kincaid inspirieren Angus die gleiche Art von Pakt mit Rupert zu machen. Ehrlich gesagt, es überrascht mich, dass Angus derjenige ist, der das anbietet. Mit seinem Schwert und seiner Teilzeithure Scarlett will Rupert allerdings nichts zu tun haben. Er versteht Angus, ist aber nicht bereit an die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses  zu denken, den diese Art von Pakt ins Spiel bringen würde. Trotz ihres Draufgängertums ist es offensichtlich, dass keiner von ihnen bisher in etwas größeres als einen Viehdiebstahl verwickelt war.  Von den beiden habe ich bisher Rupert mehr gemocht aber in dieser Folge hat Angus einen gewissen Reiz – er bittet Claire um einen Kuss (was für diese natürlich nicht neu ist), aber die kleine Geste, als er seine Wange berührt wo sie ihn geküßt hat, war süß.

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Natürlich ist er kein wunderbarer Mensch, aber seine Sorge um den verletzten Rupert ist unglaublich herzergreifend. Und während wir uns alle Sorgen um Rupert machen, ereilt uns die größte Überraschung dieser Folge. Einer der Highlander, der uns durch zwei Jahreszeiten begleitet hat, eine große Hilfe bei der Hochzeit von Claire und Jamie war, bei der Rettung Jamies aus Wentworth geholfen hat und nie Feigheit als einen seiner Fehler nennen konnte,  ist verschwunden. Ruhe in Frieden, Angus Mhor.

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Wen wir auf keinen Fall vergessen dürfen, ist Fergus. Der kleine Schlingel, der sich über die „Weiberarbeit“ beschwert hat, schleicht sich ohne Erlaubnis mit den Männern im dichten, schottischen Nebel aufs Schlachtfeld.
Mit seiner geringen Körpergröße und seinem kleinen Dolch ist er nicht für den Kampf gemacht und es ist ein Wunder, dass er ohne einen Kratzer zurückkommt. Er ist noch ein Kind und obwohl er in einem Bordell geboren ist und dort auch seine ersten Lebensjahre verbracht hat, hat er bis jetzt ein behütetes Leben geführt. Kleine Highlandjungs wissen von Viehdiebstahl und Hass auf die Briten. Fergus kennt das nicht. Sein zutiefst schockierter Gesichtsausdruck, völlig unkonzentriert und betäubt durch den Schrecken, den er durchgemacht hat, landet er nach der Schlacht in Claires Armen. Sein Bekenntnis, dass er einen Mann getötet hat zeigt Claire den Verlust seiner Unschuld. Könnte sie ihm dieses Wissen nehmen, sie würde es in dieser Sekunde tun. Und ich bin sicher, dass es uns alle auf die gleiche Weise getroffen hat. Wir können nur hoffen, dass er sich davon erholen wird.

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Es war eine interessante Entscheidung, den Fokus in dieser Folge mehr auf die Nebencharaktere als auf  Jamie und Claire zu setzen. Sicher haben wir Jamies Führung und strategisches Denken gesehen und ich bin sicher, dass Claire mit ihrem Wissen um die Bedeutung von Sauberkeit und heißem Wasser mehr Menschen gerettet als es jeder andere es getan haben könnte. Aber durch die Konzentration auf Dougal, Ross, Kincaid, Angus und Rupert sehen wir den Tribut des Krieges an denjenigen, die nicht wussten, worauf sie sich wirklich einlassen. Wir sehen die Angst, den Mut, das Blut und den Tod aus unerwarteten Winkeln. Diese Art der Erzählung, uns von der bekannten und erwarteten Sichtweise zu entfernen und uns zu zeigen, dass Jamie und Claire von all dem zwar betroffen sind, aber das es in dieser Geschichte um mehr als nur die zwei geht. Nein, Murtagh, es braucht nicht den Tod von 500 oder 1000 um Eindruck zu hinterlassen.

Ein Gedanke zu “Review Staffel 2 Folge 10 – Prestonpans #Outlander

  1. Diese Folge hat mich tief berührt und ich habe mehr als einmal Tränen in den Augen gehabt. Es ist genau so, wie ihr schreibt: Der Fokus auf die Nebencharaktere, das Leid und die Auswirkungen auf jeden Einzelnen. Es geht eben nicht nur um das große Ziel – sei es den Stewart-Thron oder die Verhinderung der Katastrophe – es geht darum, dass Menschen ihr Leben lassen und Schaden an Leib und Seele nehmen. Angus sterben zu sehen hat wehgetan. Und zu wissen, was noch kommt. Arme Claire, mit ihrem Wissen würde manch einer das Ganze nicht ertragen. Und Dougal… ach, Dougal. Die Szenen mit Fergus waren etwas besonderes, besonders weil Claire sich wie eine Mutter um ihn sorgt. Ihr habt wieder tolle Reviews zu den beiden Folgen geschrieben. Danke!

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