Interview mit @Barbara_Schnell

Wir haben euch zum Start des Countdowns zum Erscheinungsdatum der Neuübersetzung ja etwas Besonderes versprochen.

Da sich das Erscheinungsdatum auf den 05.05.2015 verschoben hat, wollen wir euch aber trotzdem die versprochene Überraschung nicht vorenthalten. 😉
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Barbara Schnell, die Übersetzerin, die die Bücher von Diana Gabaldon für uns ins Deutsche übersetzt, war so lieb, mit uns ein schriftliches Interview zu führen. Wir hoffen, wir haben die, in euren Augen, richtigen Fragen gestellt.

Viel Spaß damit!

 

• Wie hast du Diana kennengelernt? Kanntest du sie vor den Büchern oder erst hinterher?

Ich habe Diana 1992 im „LitForum“ des Online-Dienstes CompuServe kennengelernt (heute: „Books & Writers Community“ http://forums.compuserve.com/…/Books_and_Writers_C…/ws-books?). Damals habe ich für einen Artikel über „Frauen im Netz“ recherchiert, den ich für ein Computer-Magazin geschrieben habe. Eine der Antworten kam von Diana, und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Natürlich bin ich dann auch auf ihre Bücher neugierig geworden, und eine andere Bekannte aus dem Forum war so lieb, mir den ersten Band zu schicken. Da war’s dann um mich geschehen.

• Wie wird man überhaupt Übersetzerin?

Auf diese Frage kann ich keine allgemeingültige Antwort geben, da ich Seiteneinsteigerin bin. Es gibt aber sogar Hochschul-Studiengänge für angehende Übersetzer. Keine Ahnung, ob dadurch die Chancen steigen, Aufträge zu bekommen.

• Wie sehr beeinflusst dich die Fanbase bei den Übersetzungen?

Sie schickt mir ermunternde Tweets, E-Mails und Gästebucheinträge, die ich SEHR zu schätzen weiß. Und hin und wieder sogar Care-Pakete mit Nervennahrung (lecker!). Ich hoffe nur, dass die Treue anhält, wenn die neue Übersetzung von „Feuer und Stein“ erscheint. Wenn man ein Buch seit zwanzig Jahren liebt, muss es komisch sein, es plötzlich in ganz andere Worte gefasst zu finden …

• Kannst du jetzt Gälisch??

Haha. Nein, weiter als bis „Prost!“ und „Wie geht es Ihnen?“ reicht es leider nicht. Offen gestanden würde ich aber auch viel lieber Bodhran Spielen lernen.

• Musst du für die Übersetzung oft mit Diana kommunizieren?

Jetzt bei „Feuer und Stein“ nicht; das englische Buch ist zwar nicht ohne Fehler, aber um sie zu beseitigen, brauchte ich Diana nicht. Das war bei „Ein Schatten von Verrat und Liebe“ anders; da hatten wir in den letzten drei Monaten quasi eine Standleitung und haben sogar diverse Knoten gemeinsam aufgedröselt. Das war ein großartiges Erlebnis! Aber wir sind ohnehin ständig in Kontakt.

• Hattest du die Neuübersetzung schon in der Schublade? So unter uns…

So unter uns … Mein Sohn hat in den letzten Jahren immer schon zu mir gesagt, mach das doch einfach; es kommt bestimmt irgendwann. Ich habe aber nicht daran geglaubt, dass ich das tatsächlich erleben darf – bis zu dem Tag im Juli 2014, als mich Dianas Agent angerufen hat und fragte, ob ich es tun möchte. Und ich in Aachen auf dem CHIO mit zwei Kameras am Arm im Großeinsatz war und erst gar nicht begriffen habe, wer das ist und was er will …

• Welcher ist dein Lieblingscharakter aus den Büchern und was würdest du diesen Charakter gerne mal fragen?

Ich kann das gar nicht sagen; es werden ja immer mehr Hauptfiguren, die alle interessant und liebenswert sind. Wenn es aber eine Figur gibt, die mir besonders am Herzen liegt und der ich alles Gute wünsche, ist es Jennys Sohn Ian.

• Wie läuft so eine Übersetzung tatsächlich ab?

Hm. Ich fahre meinen Rechner hoch, zünde eine Kerze in meinem großen Glas-Windlicht an (das mal eine Vase war, in der uns Dianas Agent einen Riesenblumenstraß geschickt hat, als „Das flammende Kreuz“ zum erstem Mal auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste war und wir beide gerade auf Lesereise waren und einen Zwischenstop bei uns zu Hause gemacht haben …), setze mich auf meinen Swopper und tippe, bis meine Bandscheiben mir nahelegen, mal etwas anderes zu tun. Anfangs zwei, drei Stunden am Tag, am Ende oft bis zu zwanzig. Zwischendurch kommt mal eine E-Mail oder ein Tweet oder eine Fotoanfrage, aber wenn ich arbeite, arbeite ich … und mehr ist eigentlich nicht dabei.

• Wie lange brauchst du für ein Buch?

Das kommt immer darauf an, wie viel von dem Buch tatsächlich schon existiert, wenn ich anfange – das schnellste war „Feuer und Stein“ in vier Monaten; bei „Ein Schatten …“ verteilte sich die Arbeit über 16 Monate, in denen ich aber zwischendurch auch viel journalistisch gearbeitet habe, während ich auf Nachschub von Diana gewartet habe.

• Pferde und Fotografie sind ja deine anderen Arbeitsbereiche. Hat das eine auf das andere Einfluss?

Nein. Es ist schön, unterschiedliche Dinge zu tun; ich brauche Bewegung, frische Luft und Abwechslung, und ich liebe auch nach wie vor die journalistische Arbeit.

• Hast du durch die Bücher ein Interesse für Schottland entwickelt? Oder, wenn vorhanden, gab es das bereits vorher?

Als ich noch keine Pferde hatte, war ich bis zu dreimal im Jahr in Schottland; inzwischen ist das letzte Mal fast neun Jahre her. Die Neugier auf das Land kam durch die Bücher; ich muss allerdings nicht „auf Jamies Spuren wandeln“, ich stehe lieber allein auf einem selbst erwanderten Gipfel.

• Welche Übersetzung würde dich noch reizen?

An so etwas darf ich gar nicht denken; ich bin (glücklicherweise!) erst einmal ausgelastet. Nach wie vor schade finde ich es allerdings, dass die Alaska-Krimis von Dana Stabenow hierzulande keine Leserschaft gefunden haben; ich finde sie toll, und an den zwei Bänden, die ich übersetzt habe, hatte ich riesengroße Freude.

• Kaffee oder Tee?

Beides. Okay, Tee und Espresso. Der Begriff „Kaffee“ ist ja weit gefasst 🙂

• Worüber hast du dich heute schon amüsiert? Ausser über unsere Fragen natürlich!

Über das Streiflicht in der Süddeutschen, den Newsticker auf titanic-magazin.de und über die Ponystute einer Bekannten, die ernsthaft lieber auf den Arm wollte als sich gesittet an meiner Seite durch die Reithalle zu bewegen.

Vielen, lieben Dank Barbara! Und zu deiner Beruhigung, wir werden die neue Übersetzung garantiert lieben!